52 Pick-Up – Filmkritik
Coole Karren und kalte Herzen. John Frankenheimers Ausflug in Cannon-Gefilde bewegt sich zwischen Neo-Noir und 80s-Sleaze. Nach dem Roman von Elmore Leonard. (Fluxkompensator)

In den Bildern von 52 Pick-Up (1986) kann man sich ganz wunderbar verlieren. Man darf abtauchen in eine schmuddelige Welt voller Sex und Gewalt, Korruption und entleerte Herzen. All dies bleibt formell eingehüllt in leuchtende, pochende Bilder, wobei das gealterte Antlitz von Roy Scheider ohnehin die beste filmische Landkarte neben Charles Bronsons Visage ist. Der entscheidende Moment des Films stellt für mich jene Szene dar, als Scheider und Ann-Margret in ihren Rollen als ausgebranntes Paar aufgelöst an den Rändern ihres Ehebetts sitzen und ein stoisch anmutendes Gespräch führen. Wobei, ein richtiges Gespräch ist das eben nicht. Sie sitzen abgewandt vom jeweils Anderen, mit den Rücken zueinander. Jeder starrt in verschiedene Ecken des Zimmers, eine Leere vor sich, die die gefühlsmäßige widerspiegelt. Auf ihre Frage, ob ihm eigentlich einmal der Gedanke gekommen sei, dass sie durch seine Affäre sehr verletzt ist, erwidert er trocken und völlig auf seinen Part der Story fixiert, er hätte zuvor noch nie eine Waffe abgefeuert, lotet also einzig seine Risiken aus, ob man ihm rechtlich etwas anhaben könnte. Das ist in der gemächlichen Dynamik des Dialogs so bewusst geschnitten, so auf den Moment konzentriert, dass man als Zuschauer nachhaltig das Gefühl bekommt, in jeder möglichen Szene von 52 Pick-Up möchte Gemeinheit evoziert werden.
Ganze Kritik und Heimkino-Review
Und weil’s so schön ist, haben Patrick und ich noch einen einstündigen Podcast dazu eingesprochen