The Walking Dead – Kritik

Im Land der lebenden Toten. Die Serie The Walking Dead stellt nachhaltige Identitätsfragen und setzt die Genreregeln des Zombiefilms wieder auf Anfang. (critic.de)

Basierend auf der erfolgreichen Comicbuch-Reihe von Robert Kirkman und Tony Moore (seit 2003) hat Regisseur Frank Darabont (The Shawshank Redemption, 1994) die erste erfolgreiche Zombie-TV-Serie entwickelt. The Walking Dead steht medienhistorisch dabei zweifelsohne im direkten Zusammenhang mit Neuinterpretationen des Genres wie Danny Boyles 28 Days Later (2002), Ruben Fleischers Komödie Zombieland (2009) oder Zack Snyders Remake von Romeros Dawn of the Dead (2004). Dem kommerziellen wie künstlerischen Erfolg dieser beispielhaften Vertreter jener „Zombie-New-Wave“ der letzten Jahre ist es zu verdanken, dass dieses spezielle Subgenre des Horrorfilms nun auch im groß angelegten Serienformat vorzufinden ist. The Walking Dead setzt inhaltlich und größtenteils auch stilistisch jedoch wieder alles auf Anfang, erinnert in seinem Gesamtkonstrukt eher an den großen Klassiker Die Nacht der lebenden Toten (Night of the Living Dead, 1968).

Von Beginn an wird das Narrativ sehr behutsam entwickelt. Ein kurzer, zunächst zeitlich und räumlich nicht genauer definierbarer Prolog, in dem das erwachsene Leben den kindlichen Tod besiegt – ein Schockmoment, der in weiteren Episoden konsequent abgewandelt wird –, danach aber die reinste, bedrohliche Ruhe. In dem überlangen Piloten von knapp 70 Minuten begleiten wir Sheriff Rick Grimes (Andrew Lincoln) bei seinem Abstieg in die terrestrische Hölle. Ein Unfall, eine Abblende und das Wiedererwachen überbrücken jene apokalyptische Gestaltwandlung der Erde, die in den neueren, oben genannten Vertretern des Genres als eigentliche Handlung etabliert wird. Stattdessen erleben wir eine vorbildliche Umsetzung von Isolation und Entfremdung, zu Beginn rein architektonisch geprägt: lange Einstellungen von menschenverlassenen Straßen und Gärten, ein erstes Vorantasten der Hauptfigur um Häuserecken und bedrohliche Korridore. Die Angst wird bereits hier durch eine beklemmende Leere vermittelt. The Walking Dead funktioniert durchgängig als klassisch anmutende Vision der Apokalypse, als Sozialdrama, gespickt mit Western-, Thriller- und Horrorelementen.

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