The Painted Bird – Filmkritik

Václav Marhoul verfilmt Jerzy Kosińskis Jahrhundertroman: brutal, bedrückend, befreiend. (Deadline – das Filmmagazin)

Die zugleich poetische und brutale Odyssee eines Jungen, irgendwo in Osteuropa zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Jerzy Kosińskis Jahrhundertroman (1965; dt. „Der bemalte Vogel“) galt wie nur wenige mit ihm als schlichtweg nicht verfilmbar. Bis sich der tschechische Schauspieler und Regisseur Václav Marhoul, der bereits mit Tobruk (2008) Kriegsgeschichte auf die Leinwand brachte, dem Stoff ernsthaft annahm. The Painted Bird erzählt die Geschichte eines jüdischen Waisenkinds, das in neun intensiven Episoden gefühlt alle Facetten menschlicher Grausamkeit erlebt – von Ächtung und Aussetzung über diverse Misshandlungen bis zu Kriegsgräuel mit Waffengewalt. Gefilmt in elegischem Schwarzweiß, dabei gedreht auf analogem 35mm-Material in Cinemascope, setzt Marhouls Adaption die detaillierten Beschreibungen des Romans in eine bildgewaltige filmische Sprache um. Wo uns Kosińskis Zeilen in eindrücklichen Beobachtungen des Ich-Erzählers auf merkwürdig faszinierende Weise quälten, so präsentiert uns der Film die Reise in die Dunkelheit als mosaisches Kriegsgemälde, jedes Tableau ein Stück (menschliche) Natur.

Vollständige Filmkritik in Deadline – das Filmmagazin, Nr. 93, 2022