Skyfall – Filmkritik

Akteure im Schatten. Daniel Craig schlüpft zum dritten Mal in die Rolle des berühmten Doppelnull-Agenten. Skyfall ist dabei vor allem eines: nostalgieträchtig. (Fluxkompensator)

Der Mendes-Touch. Sam Mendes, der sich vorrangig abseits des Hollywood-Mainstreams einen Namen machte, ist ein Filmemacher, der besonderen Wert auf die Beziehungen und Charakteristika seiner Figuren legt. Das Oscar-prämierte Drama American Beauty (1999) handelt von einer amerikanischen Durchschnittsfamilie, deren positive Werte und Lebensmoral bereits durchgehend von eskapistischem Wunschdenken durchzogen ist, um die herrschende Fadesse des Alltagslebens zu vergessen. Einzelne Elemente dieses Films, wie zum Beispiel die Emanzipation sowohl der Männer- als auch Frauenfiguren lassen sich leicht auch in der Multimillionen-Dollar-Produktion Skyfall (2012) wiederfinden. Mendes greift dabei vorrangig Entwicklungen der Hauptfiguren seit Casino Royale (2006) auf, er erfindet sie nicht neu, auch wenn er neue Nuancen hinzuzufügen vermag.

Der Vergleich mit seinen anderen Filmen lohnt. In Jarhead (2005) beleuchtet er den Kriegsschauplatz im Nahen Osten als Entwicklungszone spätpubertärer, männlicher US-Soldaten, die den Mann in sich selbst suchen und dafür von ihren Vorgesetzten durch Sand und Dreck gezogen werden. Auch hier werden Parallelen zu Skyfall deutlich, eben die Figur des Deserteurs – so auch in Quantum Trost (2008) –, die De(kon)struktion von nur scheinbar intakten, im Auftrag des Staats operierenden Organisationen und natürlich Krieg per se, auch wenn er anders ausgerichtet ist. In seinem ebenfalls prämierten Mafia-Drama Road to Perdition (2002) zeichnet Mendes präzise die inneren Beweggründe seiner Hauptfiguren nach, die sich in ihrer Welt nicht mehr zurechtfinden und ihre Ideale nur noch mit Gewalt vorantreiben können – worin sich die vielleicht deutlichste Parallele zum aktuellen Bond-Film erkennen lässt. Bereits eine Dekade früher arbeitete er mit Daniel Craig zusammen und der Bond-Mime selbst war es auch, der Mendes’ Interesse erfragte, einen 007-Film zu dirigieren. So ist es wenig überraschend, dass Mendes verstärkt wieder den inneren Konflikt fokussiert und dadurch eher Campbells als Forsters Inszenierungsweg folgt.

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