Ronin – Filmkritik & Rezension

Action-Thriller alter Schule. John Frankenheimer zeigt Ende der 1990er noch einmal, wie klassisches Kino-Handwerk funktioniert. Neu im 4K-Mediabook. (Fluxkompensator)

John Frankenheimers spätes Meisterwerk. Comebacks gab und gibt es in der Kinogeschichte immer wieder. Filmschaffende, deren beste Werke Jahre, gar Jahrzehnte zurückliegen, bündeln entlang eines großartigen Teams noch einmal ihre Kräfte und bringen einen spielfilmlangen Erguss cine-kinetischer Pracht auf die Leinwand. Kathryn Bigelows The Hurt Locker (2009) war so ein Fall, da lagen die prägenden Filme der Regisseurin um die 20 Jahre zurück und sie bewies mit 57 Jahren noch einmal eindrucksvoll, was Kino eigentlich (sein) kann – der Lohn: etwas überraschend doch völlig verdient sechs Oscars. Ein prägendes Beispiel meiner Jugendzeit, ein Film, den ich wie fast alle meine Cinephilie fördernden Klassiker im Fernsehen entdeckte, war John Frankenheimers Ronin (1998). Einer der, so wird gern gesagt, letzten rein handgemachten Actionfilme, ein klassisch anmutendes Werk alter Schule, in einer Zeit als bereits CGI und jüngere Köpfe das Antlitz des Genres zu verändern begannen.

Ronin: ein Film mit einem bis heute faszinierenden All-Star-Cast, gedreht an Originalschauplätzen in halb Frankreich, gegossen in stilvolle Bilder und atemberaubende filmische Bewegungen, wie man es seit dem Kino der 1960er und 1970er nicht mehr schöner gesehen hatte. Damals, zwanzig, dreißig Jahre zuvor, drehte Frankenheimer seine entscheidenden Werke: Grand Prix (1966), The Manchurian Candidate (Botschafter der Angst, 1962), Seconds (Der Mann, der zweimal lebte, 1966) oder die famose Fortsetzung French Connection II (1975). Natürlich drehte der hocherfahrene Mann in den beiden Folgejahrzehnten weiter Filme und manche haben durchaus ihren Reiz. Doch es war Ronin, der ihm als Filmemacher allgemeine späte Anerkennung bescherte. Wiedergeburt wäre wohl ein angemessener Begriff, leider lebte John Frankenheimer (1930-2002) danach nur noch vier Jahre. Für ihn und sein Publikum sollte Ronin das finale Glanzlicht des Kinos bleiben.

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