Happiness – Filmkritik

Das Streben nach Glück wird in Todd Solondz’ bitterböser Satire zur Maskerade degradiert. Statt Fröhlichkeit erwartet den Zuschauer ein soziales Netz aus Perversion und Zwang. (critic.de)

Ein Vater betäubt den besten Freund seines Sohnes, um ihn anschließend zu missbrauchen. Der einsame Mieter von nebenan, gepeinigt von Selbstzweifel und Komplexen, wird zum obszönen Belästiger – und erhält obendrauf noch sein Objekt der Begierde. Happiness ist ein schonungslos direkter Film über die Unfähigkeit zu lieben, sein Titel die zynische Verkehrung eines von Zwängen und Gewalt beherrschten Gesellschaftsbildes.

Todd Solondz’ Folgefilm zu seinem vielgelobten Willkommen im Tollhaus (Welcome to the Dollhouse, 1996) will wachrütteln, schockieren und verunsichern. Eingehend porträtiert er das Bild einer weißen amerikanischen Mittelschicht, wie sie typischer nicht sein könnte: die fröhliche Familie mit zwei  Kindern, Hund und Häuschen im hübsch begrünten Vorort von New Jersey. Die drei Schwestern Trish (Cynthia Stevenson), Joy (Jane Adams) und Helen (Lara Flynn Boyle), die alles dafür tun würden, um der jeweils anderen in moralischen Gewissensfragen Beistand zu leisten. Alles Fassade!

Hinter dem Bild von Harmonie kommt das Grauen. In Happiness stehen Misstrauen und Eifersucht an der Tagesordnung. In seinen konsequent durchkomponierten Sequenzen beginnt Solondz immer wieder mit Außenansichten von Häusern und Wohnungen, die das etablierte Privatreich des Durchschnittsbürgers symbolisieren, nur um darauf die Fassade komplett zu zerreißen. Die Bilder wirken zunächst sehr idyllisch, man fühlt sich an weiche Soap-Operas der 1970er Jahre erinnert. In freundlichen Farben und ruhigen Einstellungen wird dem Zuschauer auf sanfte Weise der Schauplatz der Perversion anvertraut. Der Stilbruch erzeugt Verstörung. Umso nachhaltiger wirken die vorgestellten Situationen, wenn hierin die kontroversen Taten und rabenschwarzen Dialoge einbrechen. Das Lachen bleibt einem im Halse stecken.

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