Dystopien in Serie
Hrsg. von Christian Hißnauer, Thomas Klein, Lioba Schlösser & Marcus Stiglegger | Wiesbaden: Springer VS, 2024, 320 Seiten, farb. Abb.

Serielle Dystopien sind omnipräsent; sei es in der Literatur, im Spielfilm, der Fernseh- bzw. Streamingserie oder auch im Videogame. Das Buch verbindet ein wesentliches Erzählverfahren (die Serie) mit gerade kontrovers diskutierten Themen (u. a. Diversity, Covid 19) und dem Genre ihrer medialen Verhandlung. Die Serialität dystopischer Erzählungen ist ein transmediales Phänomen. Der Band geht der Frage nach, wie sich negative Zukunftsvorstellungen, aber auch kontrafaktische Vergangenheitsentwürfe medienspezifisch darstellen, wie sie darüber hinaus im Zuge der Medienkonvergenz größere Erzähluniversen herausbilden. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem Überlegungen, ob sich die serielle Form in besonderer Weise dafür eignet, von dystopischen Gesellschaftsvisionen zu erzählen.
In meinem Beitrag beschäftige ich mich mit der (Post-)Apokalypse als Subgenre dystopischer Science-Fiction und hier im Speziellen mit der Mad Max-Saga, die bei Verfassen des Artikels vier Filme umspannte (1979-2015). Während eine Vielzahl dystopischer Erzählungen dezidiert staatliche Systeme in ihrer (Dys-)Funktionalität beschreiben, symbolisiert die (Post-)Apokalypse den weitestgehenden Zerfall sozialer Strukturen. Davon ausgehend nähert sich mein Aufsatz der Frage an, inwieweit im Rahmen dystopischer Typologisierung die Begriffe „Gesellschaft“ und „Staat“ in ihrer Bedeutung nicht auf ganz ähnliche Entwicklungen hinweisen. Am Beispiel der Mad Max-Spielfilmreihe wird im Rahmen einer beachtlichen narrativen Entwicklung aufgezeigt, wie im Stadium der drohenden Apokalypse einstige zivilisatorische Muster zerbrechen, in der Folge nicht mehr existent sind und später in (Re-)Konstruktionen sozialer Strukturen wiederaufleben. Inmitten der lebensfeindlichen Ödnis („wasteland“), die das Umfeld dieser Filme ästhetisch konnotiert, bleibt zuletzt die Rolle des titelgebenden Protagonisten ausschlaggebend, der, als Antiheld und Außenseiter (im Sinne Hartmut Webers, 1979) stilisiert, den dystopischen Grundcharakter der Werke entscheidend mitprägt.
Stefan Jung (2023). (Post-)Apokalypse als Subgenre dystopischer Erzählung. Narrative Entwicklung und (Re-)Konstruktion sozialer Strukturen in der Mad Max-Spielfilmreihe (1979-2015)