Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm – Special Edition
Märchenhafte Bilder. Henry Levin und George Pal inszenierten einen von nur zwei echten Cinerama-Spielfilmen. 2-Disc Edition mit meinem Begleitheft. (PLAION Pictures)

Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm werden beauftragt, die Familiengeschichte des Herzogs niederzuschreiben. Während Jacob (Karlheinz Böhm) der Aufgabe gewissenhaft nachgeht, ist Wilhelm (Laurence Harvey) mit den Gedanken stets woanders. Seine Leidenschaft ist es, die lebhaften und magischen Märchen des Volkes zu sammeln und für die Nachwelt zu erhalten.
Was ist The Wonderful World of the Brothers Grimm (1962) genau für ein Film? Biopic? Märchenfilm? Schon hier wird es spannend, greift doch das Werk in seiner hybriden, auffällig unterteilten Erzählstruktur sowohl den komplexen Genrebegriff des Märchenfilms – zwischen Kinderfilm, Abenteuerfilm, Fantasy und Horror – als auch das Veränderliche bei Märchen selbst auf. Zunächst ist da die Rahmenhandlung unter der Regie von Henry Levin, die etwas mehr als die Hälfte der Spielzeit ausmacht. Sie beschäftigt sich als – im Sinne der Dramaturgie – wundersam beeinflusstes Biopic mit der Arbeit der Brüder Grimm, dem Verfassen der Familienchronik für den Herzog und der immer stärkeren Hinwendung zu Märchengeschichten, von denen Wilhelm wie ein Kind fasziniert ist. In drei Passagen, bei denen Wilhelm selbst zweimal erzählt, einmal seinen Kindern zum Einschlafen und einmal ein paar Kindern, zwei älteren Damen und dem Buchhalter in seinem Laden, sowie beim dritten Mal die Märchenerzählerin Anna Richter, werden mit Beginn der Erzählungen die Märchen filmisch als eigene Kapitel visualisiert. Bei diesen Märchenepisoden, die zusammen etwas weniger als die Hälfte der Spielzeit ausmachen, führte der Produzent und Effektspezialist George Pal Regie.
Diese 2-Disc-Sammleredition im hübschen Digipak samt Schuber versammelt beide Fassungen des märchenhaften Trick-Klassikers (Cinerama- und Letterbox-Format). Neben audiovisuellen Extras liegt der Edition auch ein Begleitheft bei, in dem ich mich ausführlich und tiefgehend mit der Märchenverfilmung beschäftige: mit den charakteristischen Themen und Motiven sowie der (technischen) Hintergrundgeschichte.