Stereo – Filmkritik

Von der Isolation des Individuums. Bereits 1969 tastet sich David Cronenberg an die Themen und Motive seiner späteren Spielfilme heran. (critic.de)

Stereo, David Cronenbergs erster, gut einstündiger Langfilm, beginnt mit langen Einstellungen von schematisch konstruierten Gebäuden, die in eine karge, unscheinbare Landschaft gesetzt wurden: Quaderförmige Plattenbauten bilden nicht nur einen künstlichen Kontrast zur Umgebung, sie dominieren das gesamte Bild. Das Universitätsgelände, das Cronenberg für diesen Film und auch den unmittelbar folgenden Crimes of the Future (1970) als Drehort gewählt hatte, wirkt wie die letzte Bastion des modernen Menschen. Als Sammelkomplex einer Gruppe von Versuchspatienten, denen das Sprachzentrum im Gehirn entfernt wurde, symbolisiert es gewissermaßen ein architektonisches Geschwulst, zu dem alle umliegenden Wege wie um sich greifende Tentakel gehören.

Was in Videodrome (1983) schon morphologische Züge annehmen und in eXistenZ (1999) zur desaströsen Vollendung geführt werden wird, wirkt in diesem frühen, noch ganz in Schwarzweiß gehaltenen Film bereits erstaunlich durchkomponiert: Die hyperrealistisch-sterile Umgebung hält das Organische gefangen. In Stereo gibt es keinen einzigen bewussten Blick in die freie äußere Welt, der aseptische Mikrokosmos ist die letzte gültige Einheit.

Weiterlesen auf critic.de