Branded To Kill – Filmkritik
Beruf: Mörder. Seijun Suzukis exzentrisches Werk zwischen Nouvelle Vague und japanischem Gangsterfilm. (Fluxkompensator)

Koroshi No Rakuin (Branded To Kill, 1967) bleibt nachweislich durch das Kino der Nouvelle Vague beeinflusst. Er lässt sich keinem klaren Genre zuordnen, nicht einmal innerhalb der damals immer freieren Grenzen der Nikkatsu-Actionfilme, die bereits konsequent auf traditionelle Figuren wie Yakuza oder Samurai verzichteten. (An dieser Stelle empfehle ich den fachkundigen und gut zu lesenden Booklet-Text von Tom Mes in der hiesigen Edition.) Suzuki interessierte sich im Fortlauf seiner zehnjährigen Hochphase immer weniger für eine klar erzählte Geschichte bzw. verständliche Beweggründe seiner Figuren. In der Figur des Gangsters sah er vielmehr eine Möglichkeit, auch formal die erzählerischen Barrikaden des Kinos zu durchbrechen.
[…] Die Handlung ist per se schlicht und konzentriert, gerät in formaler Raffinesse jedoch zu purer Bewegung, zu reinem Actionkino, das keine bekannten Emotionen zulässt. Die rasante Dynamik wird oftmals noch durch verkürzende Schnitte überhöht. Verfolgungsjagden per Auto oder zu Fuß (in und außerhalb von Gebäuden) geraten entlang regelmäßig vertauschter Richtungslinien zu einer wahren visuellen Tour de Force. Ohne die filmischen Mittel wie Einstellungsgrößen, Kamerabewegung und Schnitt bliebe die Bewegungschoreografie überschaubar und simpel, aber Suzukis handwerkliches Können mixt daraus eine wahre Achterbahn – ein unberechenbares Kaleidoskop, das den Zuschauer noch durch die stilsicheren Schwarz-Weiß-Bilder hindurch berauschende Regenbögen sehen glauben lässt.