Blood Quantum – Mediabook
Der indigen kanadische Regisseur Jeff Barnaby bringt Zombie-Horror mit stark sozialkritischen Tönen. Blood Quantum ist historische Aufarbeitung und düstere Vision zugleich. Mit meiner Analyse im Booklet. (Koch Films)

Im kanadischen Red-Crow-Reservat liegt einiges im Argen: Fälle von häuslicher Gewalt nehmen in beunruhigendem Ausmaß zu, und totes Getier erwacht überraschend zu neuem Leben. Dann beginnt die Apokalypse, und wir blenden sechs Monate nach vorn. Die indigenen Ureinwohner sind die einzigen Menschen, die gegen das Virus immun sind, das mittlerweile fast die gesamte Weltbevölkerung in geifernde Untote verwandelt hat. Täglich müssen sie nun entscheiden, wen sie in die relative Sicherheit ihrer kleinen Festung lassen. Doch wie so oft lauert selbst hinter den Fassaden der vertrautesten Freunde Gefahr.
Jeff Barnaby hat mit Blood Quantum (2019) einen ungewöhnlichen Zombie-Schocker geschaffen, der an die gesellschaftskritische Tradition von George A. Romeros Dawn of the Dead (1978) anknüpft und dabei keine Gefangenen macht. In der Hauptrolle des modernen Genre-Klassikers glänzt Michael Greyeyes aus Fear the Walking Dead. „Blood Quantum“ beschreibt ursprünglich einen ethnografischen Begriff, wonach der Anteil des indigenen Blutes die historische Zuordnung der nordamerikanischen Bevölkerung beschrieb. Barnaby macht daraus eine Metapher fürs blanke Überleben. Im Booklet der Mediabook-Edition beleuchte ich die Hintergründe des Films und seines Regisseurs genauer.
Nachtrag: Regisseur Jeff Barnaby, Angehöriger der Mi’kmaq in Kanada, starb im Oktober 2022 viel zu früh an Krebs. Er wurde nur 46 Jahre alt. Der indigene Filmemacher (Rhymes for Young Ghouls, 2013) setzte sich in seinen Werken durchweg mit Horror, Herkunft und Zugehörigkeit auseinander und muss als außerordentlicher Verlust für das zeitgenössische Genrekino gelten.